Konflikte, Konflikte

Was wäre eine Geschichte ohne Konflikte? Don Quijote ohne seinen Kampf gegen die Windmühlen, Dornröschen ohne die böse Fee? Ein lahmer Gaul, ein Glückspost-Geschichtchen.

Ich blättere durch meine Szenenplanung und stelle bald fest: Meine Konflikte werfen so viele Wellen wie ein Bergsee im Sommer. Meine Geschichte hat den Spannungsbogen einer Giesskanne. So richtig wie im echten Leben. Ein bisschen wie: Es ist Liebe auf den ersten Blick oder den zweiten. Sie heiraten, bekommen drei Kinder. Sie kaufen ein Haus, ein Auto und einen Hund und leben danach glücklich bis an ihr Lebensende in einer Vorort-Siedlung, wo Grillabende auf dem gemeinsamen Spielplatz zu den grössten Höhepunkten gehören.

Ok. Ganz so lebensecht soll es in meiner Geschichte nicht werden.

Ich recherchiere, konsultiere meine hundert Ratgeber und meinen Coach. Leidenschaft muss her. Meine Heldin muss alles geben – und ich auch. Es geht um Leben und Tod! Am besten um den Tod. Tod einer Figur, des Konflikts, der Illusionen.

Bei mir geht es hauptsächlich um den Tod meiner inneren Lähmung angesichts der fehlenden Konflikte.  Wie die Maus vor der Schlange glaube ich immer noch, dass ich mich retten kann, wenn ich mich nur tot genug stelle.

Meine Erkenntnis kommt spät, aber sie kommt: Konflikte findet man im wahren Leben! Beim morgendlichen Kampf um den Sitzplatz in der Tram. Beim Wettbewerb um die meisten Überstunden im Job. Beim Streit um das letzte Toilettenpapier in den Zeiten der Cholera?

Nein, auf keinen Fall. Auch das wahre Leben hat mehr zu bieten, wie Ihr herausfinden werdet.