Coming soon!

Nach zähen Verhandlungen mit meiner Protagonistin, heftigen Konflikten, insbesondere mit mir selbst, und Zweifeln ohne Ende, ist es geschafft. Katharinas Geschichte wird in gut zwei Wochen das Licht der Lesewelt erblicken. Ich wundere mich, nach gefühlten Millionen Überarbeitungen, noch heute, wie Katharina und ich diesen beschwerlichen Weg glücklich hinter uns gebracht haben. Markus, ihr Ehemann, hat es uns nicht leicht gemacht. Alexanders Ansprüche waren nicht weniger egoistisch. Katharinas beste Freundin, Constanze, hatte ihren ganz eigenen Kopf. Von der lieben Familie nicht zu reden, die selten das macht, was man sich als Autorin so wünschen würde. Kurz: Es war ganz schön anstrengend, Kurs auf unser gemeinsames Ziel, die Veröffentlichung, zu halten. Der englische Brief ist eine Geschichte über falsch verstandenen Stolz, Schatten, über die keiner springen will. Die Geschichte einer Frau, die einiges zu bereuen hat und den Mut finden muss, sich und ihre Lebenssituation zu verändern. Aber wir wollen hier nicht zu viel Preis geben. Nur so viel: Einen klitzekleinen Einblick in meinen Erstling für alle, die dessen Geburtsstunde kaum erwarten können.

Kapitel 1

Katharina Noll stellte den Motor ab und lehnte den Kopf an die
Stütze. Ihre nicht gerade überschäumende Lust, das Arbeitszimmer
ihres Vaters zu räumen, war zu einem Nichts geschrumpft. Mamas
Ansprüche, Papas Chaos, die Erinnerungen, vor denen sie ehrlich
gesagt ein bisschen Angst hatte. Aber sie hatte es Mama versprochen.
Sie öffnete die Autotür und ein Schwall ofenheißer Luft schlug
ihr entgegen. Was gäbe sie nicht alles, um diesen Pfingstsonntag
in ihrem Garten im Schatten der Markise zu verbringen, den
eiskalten Tee durch ihre Kehle rinnen zu lassen und einfach nur
zu entspannen. Lesen. Den vorbeischleichenden Milo streicheln.
Sie ergriff ihre Handtasche und stieg aus. Es half alles nichts.
Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. Das hatte Papa oft genug
gesagt. Und da stand ihre Mutter ja schon in der geöffneten Tür.
„Ich dachte mir, ich muss nachsehen kommen. Bei dieser Hitze im
Auto sitzen zu bleiben!“
Katharina unterdrückte einen Seufzer und fühlte, wie sich ihr
Bauch anspannte. „Hallo, Mama. Kannst du mir bitte ein paar
Kartons abnehmen?“ Sie küsste ihre Mutter flüchtig auf die kühle
Wange, reichte ihr ein paar zusammengefaltete Kartons und folgte
ihr mit den anderen unter dem Arm ins Haus. Ein vertrauter Duft
nach Rosen, Wollteppichen und frisch gemahlenem Kaffee hing in
der Luft. Durch geöffnete Türen sah sie den großen Esstisch, an dem
sie so viele Stunden mit Hausaufgaben verbracht hatte. Und Papas
Sessel im Wohnzimmer, in den sich seit zwei Jahren niemand mehr
gesetzt hatte. Sie wandte sich ab. „Ich geh gleich hoch, Mama.“
Die sperrigen Kartons rutschten ihr aus den Armen, schnitten
ihr in die Finger und schlugen erst an die Wand, dann an das
Geländer. Sie schwankte und knallte gegen die Mauer. „Scheiß-
dinger“, entfuhr es ihr.
„Was ist das für ein Lärm, Katharina? Ist alles in Ordnung?“
„Jaja, Mama. Alles ok.“
Im ersten Stock stellte sie die Kartons für einen Moment ab
und sah sich händereibend im düsteren Flur um. Wie wenig sich
seit ihrem Auszug vor 25 Jahren verändert hatte! Über der breiten
Kommode aus Nussholz hing noch immer der mit Blattgold verzierte
Spiegel, in den keiner je geblickt hatte. Den roten Läufer, der
unter ihren ungeduldigen Schritten immer verrutscht war, hatte
ihre Mutter nicht ersetzt, obwohl er völlig zerfranste. Katharina
trat zwei Schritte zurück, runzelte die Stirn, schob ihn mit dem
Fuß mehr nach links und nickte. Besser so. Als sie die Schachteln
hochheben wollte, nahm sie am Ende des Flurs einen Streifen
honiggelbes Licht wahr, das sich über das Parkett ergoss. Eine Tür
stand einen Spalt breit offen.
Eine jähe Erinnerung packte sie. Mamas verbotenes Zimmer.