Wie kam die Musik ins Spiel?

Ehrlich? Keine Ahnung.

Am Anfang war der Gerettete einfach nur ein Mann von der Straße, sozusagen. Er hätte euer betagter Großvater sein können oder ein Mann an Krücken, eine leichte Beute für Taugenichtse wie Kevin. Noch hatte er keinen Beruf, keine besonderen Hobbys. Er war ein bisschen wie der Schneemann, dem noch die Rosinenaugen, die Karottennase und die Pfeife fehlen.

Amando hätte auch ein Bankmanager sein können. Oder ein Staatsangestellter. Solche Figuren gibt es ja im Sonntagabend-Herzkino zuhauf. Also warum nicht auch in Ellis Geschichte? Ein Büromensch mit einem Traum von Eigenheim, Kindern, einem Golden Retriever und Ferien auf Mallorca. In echt? Vermutlich hätte Elli den Mann gar nicht als potenziellen Lover identifiziert. Damit wäre die Sache auch erledigt gewesen, ich hätte viel weniger Arbeit gehabt und Ihr Zeit für eine andere potenziell spannendere Lektüre.

Wäre es nach Elli gegangen, hätte sie alles, nur nicht Musik ins Spiel gebracht. Sport zum Beispiel. Briefmarken. Sorry, nein, das doch wieder nicht. Musik ist für sie eine Geräuschkulisse, wenn sie alleine zu Hause sitzt. Der Weg zum Wochenendflirt im Club. Und wenn schon Musik, dann bitte was Peppiges, was mit Worten, die einem etwas bedeuten und die man mitsingen kann.

Ich überlege kurz, ob ich Amando in einen Rockstar verwandeln soll. Einen mit Lederjacke, passend zu ihren Motorradkumpels. Womöglich der Leadsänger ihrer Lieblingsband, der ihr den Gratiseintritt in sein ausgebuchtes Konzert verschaffen würde? Einer, der auch für Ellis bester Freund, Roli, an-greifbarer wäre? Denn, auch wenn es den Anschein macht: Roli ist definitiv kein kleiner Frosch.

Es hätte was und vielleicht würde Euch ein solcher Amando besser gefallen. Vielleicht spürt Ihr aber auch, wie nahe er schon an der Protagonistin wäre. Wie viel Gemeinsames sie bereits hätten. Wie viel potenzielle Harmonie beim Gedanken daran schon mitschwingt.
Die Leserin in mir sträubt sich. Mit einem Rockstar gleicht der Weg zur möglichen Zweisamkeit mehr einer vierspurigen Autobahn, als einem beschwerlichen Wanderweg in den Schweizer Alpen. Und Hand aufs Herz: Wie spannend ist eine Autobahn?

Eben. Elli braucht mehr im Leben als Gemeinsamkeit. Sie braucht Reibung. Eine für sie fremde Welt, die sie zwingt, wirklich zuzuhören, nicht nur den Haupt-, sondern auch den Zwischentönen. Dem, was Amando ihr sagen will.

Einen kleinen Haken gibt es. Elli ist nicht so der Typ für Zwischentöne. Also dürft ihr gespannt sein: Wird Amando mit seiner Musik Ellis Herz erreichen?