Wer von uns Schreibenden hat diese Aufforderung nicht schon tausend Mal gelesen, gehört? Stunden über die Frage gebrütet, was mit „spannend schreiben“ denn gemeint ist? Eine sehr wichtige Aufforderung, ohne Frage. Denn wer möchte seine Leserschaft mit einem Krimi in den Schlaf wiegen?
Mit dieser Frage durfte ich mich vor Kurzem bei der Überarbeitung einer Szene befassen. Die Schreibenden unter uns wissen, dass es leichter gesagt als getan ist. Und schade eigentlich, dass ich keine Krimis schreibe. Ein Mord in dunkler Nacht irgendwo unter einer Basler Brücke scheint mir von Natur aus eine Spur spannender als der erste tiefe Blick zwischen zwei Fremden.
Als Liebesromanautorin muss ich mir also was einfallen lassen, wenn ich nicht nach dem Mörder suchen kann und die Nachbarskatze partout nicht als verkappte Mittäterin entlarvt werden kann, sondern einfach nur der Tigerli von nebenan ist.
Wie wird meine Szene spannend?
Unheil bahnt sich an in Form von Gewittergrollen in der Ferne. Das klärende Gespräch zwischen den Liebenden schaukelt sich hoch. Von Liebe keine Spur. Es riecht nach Ärger. Und als doch ein Licht am Beziehungshorizont auftaucht, bricht die Hölle los. Blendende Blitze, ohrenbetäubendes Krachen – und in der Tür steht eine Gestalt. Mit guten oder schlechten Absichten?
Ob meine Szene spannend geworden ist? Da bin ich gespannt.
